Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) - Fragebogen
Ich habe mich nach Rücksprache mit der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (vgl. www.ffaw.de) für eine Mitarbeiterbefragung in Form des in der Praxis bewährten dänischen Copenhagen Psychosocial Questionnaire Fragebogens (COPSOQ) in der deutschen Standardversion[1] entschieden. Dieser seit Jahren im Einsatz befindliche Fragebogen erfasst die psychosozialen Faktoren bei der Arbeit und liefert valide Daten. Zudem gibt es für jede Frage einen großen Datenhintergrund, der bei evtl. Rückfragen oder erforderlichen Interpretationen eine gute Hilfestellung bieten kann (Burr et. Al. 2018).Der CPOSOQ-Fragebogen (Copenhagen Psychosocial Questionnaire)
Beim COPSOQ in der deutschen Standardversion handelt es sich um ein wissenschaftlich fundiertes Befragungsverfahren. Im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung wird ein Fragebogen mit 94 Fragen elektronisch oder klassisch mit Papier und Stift ausgefüllt. Der Fragebogen erfaßt die psychischen Faktoren bei der Arbeit. Die Fragen sind in drei Hauptkategorien unterteilt:
- Anforderungen
- Einfluss und Entwicklungsmöglichkeiten
- Soziale Beziehungen und Führung
Daraus können die möglichen Beschwerden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz ermittelt werden, vgl. Bild.
Bild: COPSOQ Fragebogen erfasst drei Hauptkategorien und liefert Daten zu möglichen Beschwerden; Nübling, M. (2011)
Die folgende Tabelle zeigt Beispielfragen zur Ermittlung der Anforderungen bei der Arbeit vor den Hintergrund der Ermittlung einer möglichen psychosozialen Belastung / Beanspruchung. Danach wurden die möglichen Antworten zur Ermittlung eines „Skalenwertes[2]“ in folgender Abstufung zugeordnet, z.B. „immer“ = 100 Skalenwerte; „oft“ = 75 Skalenwerte; „manchmal“ = 50 Skalenwerte; „selten“ = 25 Skalenwerte und = „nie“ = Null Skalenwerte. Der Gesamtskalenwert für eine Frage ergab sich durch den Quotienten der Antworten der Teilnehmer[3]. Es war somit ein Wert von „0“ bis „100“ möglich. Diese Punkteverteilung gilt auch für Bewertung „in sehr hohem Maß“ (= 100 Skalenwerte) über „in hohem Maß“ ( = 75), „zum Teil“ (= 50), „in geringem Maß“ ( = 25) bis „in sehr geringem Maß“ ( =Null Skalenwerte).
Tabelle: Auszug COSOQ-Fragebogen (dt. Standardversion), vgl. Nübling, M. (2005, 2011)
Der CPOSOQ-Fragebogen misst die Belastung und die Beanspruchung des Mitarbeiters am Arbeitsplatz. Das ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Es besteht die Möglichkeit betriebsinterne Untereinheiten zu vergleichen und es besteht die Möglichkeit zur Auswertung der Fragen, ob eine aufgetragene Aufgabe in der dafür vorgesehenen Arbeitszeit leistbar ist, ohne dabei in Verzug zu geraten oder Überstunden leisten zu müssen.
Ebenso werden die emotionalen Anforderungen ermittelt, z.B. der Umgang mit Kollegen und deren Problemen. Es wird abgefragt, ob Mitarbeiter ihre Gefühle und Meinungen frei äußern dürfen oder diese verborgen werden müssen. Es werden auch "Work-Privacy Konflikte"[4] abgefragt.
Im Folgenden werden die vom Fragebogen untersuchten Hauptbereiche und Unterbereiche dargestellt:
-
Anforderungen
- Quantitative Anforderungen
- Emotionale Anforderungen
- Verbergen von Emotionen
- Work-Privacy Konflikte
-
Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten
- Einfluss auf die Arbeit
- Spielraum bei Pausen und Urlaub
- Entwicklungsmöglichkeiten (z.B. Fortbildungen)
- Bedeutung der Arbeit
- Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz
-
Soziale Beziehungen und Führung
- Vorhersehbarkeit der Arbeit
- Rollenklarheit
- Rollenkonflikte
- Führungsqualität
- Unterstützung bei der Arbeit
- Feedback/Rückmeldung
- Menge sozialer Kontakte
- Gemeinschaftsgefühl
- Ungerechte Behandlung
-
Weitere Belastungen
- Fehlendes Vertrauen und fehlende Gerechtigkeit
- Arbeitsumgebung / physische Anforderungen
- Unsicherheit des Arbeitsplatzes
- Unsicherheit der Arbeitsbedingungen
- Entgrenzung
- Fehlende Wertschätzung
-
Belastungsfolgen
- Gedanken an Berufswechsel
- Arbeitsunzufriedenheit
- Schlechter Allgemeiner Gesundheitszustand
- Burnout-Symptome
-
Sonstige Beanspruchungen
- Präsentismus
- Gedanke an Stellenwechsel
- Unfähigkeit abzuschalten
- Arbeitsengagement
Bild: COPSOQ Fragebogen mit Hinweis auf „Belastungsfolgen“ (Nübling et. Al (2012))
Aus der folgenden Tabelle wird deutlich, dass durch die Anzahl der Fragen in den Hauptbereichen bzw. Unterbereichen im COPSOQ-Fragebogen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden. So z.B. im Bereich „Soziale Beziehungen und Führung“ für die Frage nach „Ungerechte Behandlung“ war es eine Frage und für die Frage „Führungsqualität“ vier Fragen[5] (Linke et al. 2017, 2018, 2019).
Die Ergebnisse können mit berufsgruppenspezifischen Referenzdaten einer zentralen Datenbank verglichen werden, was die Interpretation und die Ableitung von Maßnahmen wesentlich erleichtert[6]. Analog zum KFZA werden auch beim COPSOQ Hinweise auf Schwachstellen und Verbesserungspotentiale aufgezeigt, welche eine optimale Vorbereitung für das weitere Vorgehen liefern.
Meine Befragung wurde statistisch ausgewertet, gefolgt von einem anschließenden Kurzbericht, auf dessen Grundlage erste übergeordnete Maßnahmen beschlossen werden könnten[7].
Der COSOQ Fragebogen ist universell einsetzbar, also unabhängig von Branchen oder Tätigkeiten. Nach DIN EN ISO 10075 - 3 erreicht der Fragebogen eine hohe Analysetiefe. Die Dauer der Datengewinnung liegt bei ca. 20 Minuten.
Tabelle: Fragekatalog und Skalen des deutsche COPSOQ-Fragebogen (Nübling et.al. 2011)
COPSOQ Fragebogenaktion - wie geht´s weiter?
Im Anschluss an den COPSOQ können bei Bedarf Feinanalysen der beteiligen Abteilungen durch "moderierte Fokusgruppen" erfolgen. Zielsetzung dabei ist:
- Auffällige Handlungsfelder im Team finden (IST – Analyse)
- Konkretisierung des Handlungsfeldes
- Problem - Identifizierung
- Erarbeitung von Maßnahmen
- Erarbeitung von Lösungsansätzen
- Umsetzung der Lösungsansätze
- Kontrolle der umgesetzten Lösungsansätze
- Erneute Befragung der Mitarbeiter mit Darstellung der weiteren Vorgehensweise.
[1] Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ), aktuelle deutsche Fassung 2020, vgl. https://www.copsoq.de/assets/COPSOQ-3a-mit-Skalenzuordnung_download_210120.pdf (www.ffaw.de)
[2] Die Definition eines Skalenwertes ist erforderlich, da diese der Vergleichbarkeit mit anderen Erhebungen ermöglicht und auch den in der Literatur gefunden Skalenwerte.
[3] Selbstverständlich ist auf diese Weise auch die Berechnung eines Skalenwertes für einzelne Teilnehmer möglich.
[4] definiert sich als Stress für den Mitarbeiter durch konkurrierende Anforderungen zwischen Arbeits- und Privatleben
[5] So gab es für die Ermittlung eines Skalenwertes aus dem Bereich „Arbeitszufriedenheit“ sieben Fragen.
[6] Diese Möglichkeit ist allerdings kostenpflichtig und konnte daher nicht genutzt werden.
[7] Genauso wie beim KFZA-Fragebogen könnte auch hier eine aussagekräftige Grundlage für eine anschließende Feinanalyse mittels qualitativer Verfahren geschaffen werden.