Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und Positive Psychologie
Bei der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) geht es um eine zielgerichtete Förderung von Bewegung, Ernährung, Psychischer Gesundheit und der Suchtprävention mittels gezielter Maßnahmen (z.B. aus der positiven Psychologie). Eine gute BGF teilt sich auf in 6 Bereiche (vgl. Bild 11):- Arbeitsplatzbezogene Rückenschule
- Arbeitsplatzbezogenes Training (z.B. Kraft, Ausdauer, Mental)
- Multiplikatorenschulung
- Stressbewältigung
- Präventionssport
- Ernährungsberatung
Bild: Betriebliche Gesundheitsförderung – Beispiele für Leistungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung
Die Prävention steht beim BGF im Vordergrund aller Maßnahmen.
Die Verbesserung des Wohlbefindens der Mitarbeiter hat diverse positive Nutzen (Blickhan 2015, 207, 2018), z.B.:
- Senkung der Krankenstände, Fehlzeiten und Fluktuationen
- Steigerung der Produktivität, Produkt- und Dienstleistungsqualität
- Steigerung der Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit
- Kostensenkung durch Reduktion fehlzeitenbedingter Ausfälle
- Sicherstellung von qualifiziertem Personal
- Verbesserung des Images des Unternehmens
- Steuerliche Vergünstigungen für Unternehmen und Mitarbeiter
- Entwicklung nachhaltiger Gesundheitskonzepte
- Zuwachs von Gesundheit und Wohlbefindens (physische und psychische Stabilität)
- Erleichterung des Zugangs zu Gesundheitsangeboten.
- Erhöhung der Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
- Abbau gesundheitlicher Risiken
- Verringerung von Erkrankungen, Verletzungen und Beschwerden
- Steigerung der Motivation, Arbeitszufriedenheit und Arbeitsfreude (Besser-Siegmund 2013)
- Vergrößerung der Bewältigungskompetenz (z.B. durch Resilienz-Training)
Wenn Ärger im Job das Risiko eines Herzinfarktes verdoppelt und "gefühlte" mangelnde Wertschätzung ebenso ein sehr hoher Risikofaktor ist (Besser-Siegrist 2005), dann muss BGF neben der menschlichen Hardware, den Knochen, Muskeln und Organen auch die dazugehörige Software, das Fühlen und Denken mit einbeziehen.
Gesundheitsförderung ist viel mehr als die Summe aller daran beteiligten Systeme sondern auch deren komplexes Wechselspiel, vergleichbar mit einem Orchester, dem es relativ wenig nützt, wenn jeder Musiker sein Instrument hervorragend beherrscht, aber sich dieser Musiker mit den Anderen nicht in dem anstehenden Tempo, Rhythmus und Einsatz der Instrumente verständigen kann.
Die Selbstwahrnehmung von Bedürfnissen sowie von körperlichen und seelischen Befindlichkeiten ist die Voraussetzung dafür das Menschen die Chance erhalten, auf Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Gesundheit hinzuwirken, lange bevor eine Krankheit entsteht. Diese "Selbstwahrnehmung" beginnt mit der erhöhten Achtsamkeit bei einfachen Körpersignalen (Schneider 2018).
Einen Herzinfarkt oder einen Bandscheibenvorfall bekommt man nicht geschenkt, dafür muss man schon etwas tun. Manche Krankheiten muss man sich richtig "verdienen" oder "erarbeiten". Dazu zählen auch die psychischen Erkrankungen (z.B. Burnout[1], LWS-Syndrom, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom). Ebenso, wie Menschen bei einer roten Ampel über die Straße gehen, überhören sie aus Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit die körpereigenen Warnsignale.
Leider ist es so, das in unserem Gesundheitssystem die Symptome und die Krankheiten behandelt aber weniger verhütet werden. Weder in der Medizin noch in der Psychologie oder in anderen therapeutischen Berufen nimmt die Prävention in der Ausbildung einen nennenswerten Platz ein. Im BGF können die körperliche und seelische Gesundheit der Mitarbeiter in vier Phasen aufgeteilt werden:
- Phase 1: Gesund und leistungsfähig - Ich fühle mich körperlich wohl und seelisch ausgeglichen
- Phase 2: Befindlichkeitsstörung - Ich fühle mich unter Druck, fühle mich gestresst, laufe häufig am Limit, fühle mich unwohl, knirsche Nachts mit den Zähnen, schlafe unruhig, ...
- Phase 3: Funktionsstörungen - Ich habe Beschwerden und auch Schmerzen. Ich brauche Schmerzmittel oder eine Therapie (z.B. Manuelle Therapie, TCM).
- Phase 4: die Organe werden in Mitleidenschaft gezogen - Ich bin z.B. in meiner Bewegung eingeschränkt; der Rücken schmerzt; der Magen drückt; ich habe Arthrosen aufgrund einseitiger Belastung; ich habe Herz-Kreislauf-Probleme oder höre ständig einen pfeifenden Ton in meinen Ohren ...
[1] Ein Burnout kostet dem Unternehmen an direkten Kosten um ca. € 2.000,-- und kann bei verspäteter Erkennung je nach Qualität der Arbeitskraft im Unternehmen über € 100.000,-- kosten. Die indirekten Kosten, wie z.B. durch Leistungsausfall, ungenügend ausgeführte oder abgebrochene Aufträge, sind dabei noch gar nicht berücksichtigt (EPP 2016; Freckers 2010).
Wenn ein Unternehmen eine Fachkraft ersetzen muss, fallen im Durchschnitt schnell 40% des Jahresgehaltes als zusätzliche Kosten an.